Dyskalkulie
Rechenstörung-Rechenschwäche
Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO
„Diese Störung beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division.“
(Mindestens 6% der deutschen Grundschüler leiden unter Rechenschwäche; Tendenz steigend)
Auswirkungen siehe Spiegelausgabe, 50/2004 „Licht im Zahlendschungel“, S. 175
„
Im Unterricht
bleibt die Dyskalkulie meist unbemerkt, bis es zu spät ist. Die
Kinder schleppen sich durch eine Schullaufbahn voller
Niederlagen, von ihren Lehrern aufgegeben als unverbesserliche
Rechennieten… Kinder mit Dyskalkulie lernen nur eins: sich
unbemerkt durchzumogeln. …Während für Analphabeten in
Deutschland Volkshochschulkurse angeboten und über ihre Nöte
Filme gedreht werden, bleiben die Zahlenblinden auf sich
gestellt. Während jeder, der sich mit dem Schreiben schwer tut,
die tröstende Etikette „Legasthenie“ verpasst kriegt, gilt, wer
nicht rechnen kann, schlicht als doof.“
Kinder, die unter
Dyskalkulie leiden, zeigen wie Legastheniker eine psychische
Entmutigungssymptomatik. Dabei sind diese Kinder keineswegs
dumm, sie haben nur keine Vorstellung von Größen und
Quantitäten.
Anzeichen (Symptome) für eine Dyskalkulie
Beim Erlernen des Rechnens fällt folgendes auf:
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Das Kind hat keine Vorstellung von Mengen und Größen.
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Es lässt sich bei der Beurteilung von Mengen vom Augenschein leiten; eine Menge aus größeren Elementen wird als mächtiger (mehr) empfunden als eine Menge aus kleineren Elementen; eine Menge aus weit auseinander liegenden Elementen wird als mächtiger (mehr) empfunden als eine aus dicht nebeneinander liegenden Elementen.
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Es kann den Mengenvergleich nicht durch eine (1:1)-Zuordnung vornehmen.
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Es hat Schwierigkeiten die Mengen zu strukturieren.
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Selbst kleine Mengen müssen abgezählt werden.
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Größere Mengen können nur durch Antippen oder nur durch "zur Seite schieben" der Einzelteile bestimmt werden.
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Es zählt immer wieder neu ab, oft mit Antippen der einzelnen Zählobjekte.
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Es kann nur mit Hilfsmitteln "zählend" das Ergebnis ermitteln, oft nur mit den Fingern.
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Es fängt beim Zählen immer wieder von vorne an, anstatt weiter bzw. rückwärts zu zählen.
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Es kann Zusammenhänge zwischen Operationen nicht erkennen, z.B. Tauschaufgaben ( 2+3/3+2; 2x3/3x2 ), Umkehraufgaben ( 2+3=5/5-3=2; 2x3=6/6:3=2 ), Nachbaraufgaben ( 4+2/4+3; 4-2/4-3; 5x3/4x3 ).
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Es hat Probleme mit dem Aufbau des Zehnersystems.
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Es kann bereits erarbeitete Strukturen nicht auf größere Zahlenräme übertragen.
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Eingeübtes und auch Zwischenergebnisse werden schnell wieder vergessen.
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Rechenfehler haben oft eine gemeinsame Struktur, d.h. sie beruhen auf derselben falschen Annahme.
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Ergebnisse werden nicht mit der Rechenaufgabe in Beziehung gesetzt ( z.B. 4+3=2; die Summe ist hier kleiner als die Werte der einzelnen Zahlen ).
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Das Ordnen und Herstellen von Reihenfolgen fällt schwer.
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Rechenoperationen und Mengen-Angaben und ihre Veränderungen können nur schwer vor dem "geistigen" Auge durchgeführt werden.
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Zu Textaufgaben kann nicht die passende Rechenoperation gefunden werden.
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Das Kind kann das Ergebnis der Berechnung nicht mit dem Inhalt der Rechengeschichte zu einer sinnvollen Antwort vervollständigen.
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Das Kind hat Probleme bei der Orientierung in Raum und Zeit.
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Psychische Ängste:
Vor der Schule
Vor dem Fach Mathematik
Vor dem/r Lehrer/In
Vor den Hausaufgaben
Vor den Klassenarbeiten
Hilfestellungen bei einer integrativen Lerntherapie/Dyskalkulie:
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Entwicklungsgeschichte (Anamnese)
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Diagnostik des mathematischen Entwicklungstandes
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Erstellung eines individuellen Förderplans
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Auf- und Ausbau von persönlichen Stärken
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Steigerung des Selbstwertgefühls
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Freude am selbständigen Herausfinden von Lösungsmöglichkeiten schaffen
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Einstellung zu Fehlern verändern, die Angst vor Fehlern abschaffen
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Stabilisierung der Psyche des Kindes
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Beratung der Eltern
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Benutzung von individuellem Anschauungs- und Übungsmaterial und dessen Ausleihe für die Arbeit zu Hause
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Zusammenarbeit mit den Eltern